Warum Selbstfürsorge kein Egoismus ist – sondern überlebenswichtig!

1. Das Dilemma der Angehörigen

 

Wenn ein geliebter Mensch süchtig ist, drehen sich die Gedanken der Angehörigen oft nur noch um ihn/ihr. Geht es ihm/ihr heute besser? Wird er/sie sich ändern? Was kann ich tun, um ihn/sie zu retten? Viele Angehörige setzen ihre eigenen Bedürfnisse hinten an, weil sie glauben, dass es ihre Pflicht ist, sich um den Suchtkranken zu kümmern.

 

Doch dabei passiert oft etwas Unbemerktes: Man selbst gerät immer mehr in den Hintergrund – bis kaum noch etwas von einem selbst übrig ist. Die eigene Erschöpfung wird ignoriert, Warnsignale des Körpers überhört, soziale Kontakte werden vernachlässigt.

Doch die Wahrheit ist: Wer sich selbst verliert, kann anderen nicht wirklich helfen.

 

 

2. Die Wahrheit über Selbstfürsorge

 

Viele Angehörige haben Angst, dass Selbstfürsorge gleichbedeutend mit Egoismus ist. Doch das ist ein fataler Irrtum.

  • Selbstfürsorge bedeutet nicht, den anderen im Stich zu lassen. Es bedeutet, sich selbst nicht zu vergessen.
  • Selbstfürsorge bedeutet nicht, den Suchtkranken aufzugeben. Es bedeutet, sich selbst eine Chance auf ein stabiles Leben zu geben.
  • Selbstfürsorge bedeutet nicht, gleich die Beziehung zu beenden. Es bedeutet, in dieser Beziehung gesund zu bleiben.

Sich um sich selbst zu kümmern, ist kein Zeichen von Egoismus, sondern ein Akt der Verantwortung – für sich selbst und für andere. Denn nur wer selbst stabil ist, kann auch langfristig für andere da sein.

 

 

3. Die Gefahren der Selbstaufgabe

 

Viele Angehörige sind sich gar nicht bewusst, wie sehr sie sich selbst schon verloren haben. Typische Anzeichen dafür sind:

  • Dauerhafte Erschöpfung: Du fühlst Dich müde, ausgelaugt und hast keine Energie mehr für Dein eigenes Leben.
  • Angst & Schuldgefühle: Du hast ständig ein schlechtes Gewissen, wenn Du mal etwas für Dich selbst tust.
  • Soziale Isolation: Deine Gedanken drehen sich nur noch um den Suchtkranken, andere Kontakte hast Du stark vernachlässigt.
  • Körperliche Beschwerden: Kopfschmerzen, Schlafprobleme, Verspannungen oder Magenprobleme sind häufige Symptome von emotionalem Dauerstress.
  • Das Gefühl, Dich selbst nicht mehr zu erkennen: Wer bist Du noch, wenn Du nicht mehr versuchst, den anderen zu retten?

Diese Symptome sind ernst zu nehmen. Sie zeigen, dass es Zeit ist, Dich selbst wieder in den Mittelpunkt Deines Lebens zu rücken.

 

 

4. Gesunde Selbstfürsorge – ohne schlechtes Gewissen

 

Selbstfürsorge beginnt oft mit kleinen Schritten. Es geht nicht darum, plötzlich das ganze Leben umzukrempeln, sondern bewusst wieder wahrzunehmen: Was brauche ich eigentlich?

 

Hier sind einige praktische Möglichkeiten, um Selbstfürsorge in den Alltag zu integrieren:

  • Grenzen setzen: Es ist in Ordnung, Nein zu sagen, wenn etwas zu viel für Dich ist.
  • Zeit für Dich nehmen: Plane bewusst kleine Auszeiten – ein Spaziergang, ein Buch lesen, Musik hören.
  • Gefühle zulassen: Erlaube Dir, Deine eigenen Emotionen wahrzunehmen, anstatt sie ständig wegzuschieben.
  • Gespräche mit Außenstehenden führen: Ein offenes Gespräch mit einer vertrauten Person oder einem Coach kann enorm entlasten.
  • Dich nicht für die Sucht des anderen verantwortlich fühlen: Er ist für seinen Weg verantwortlich, Du für Deinen.

Viele Angehörige befürchten, dass sich alles noch schlimmer anfühlt, wenn sie sich wieder um sich selbst kümmern. Doch das Gegenteil ist der Fall: Je mehr Du Dich selbst stabilisierst, desto klarer kannst Du Entscheidungen treffen, die Dir guttun.

 

 

5. Nur wer selbst stark ist, kann helfen

 

Selbstfürsorge ist kein Luxus – sie ist überlebenswichtig.
Wenn Du Dich selbst ignorierst, wirst Du irgendwann nicht mehr in der Lage sein, Deinem Angehörigen beizustehen. Wenn Du aber lernst, Dich selbst wertzuschätzen und Deine eigenen Bedürfnisse zu achten, wirst Du klarer, ruhiger und stärker.

 

💡 Du darfst an Dich denken. Du darfst Dich um Dich kümmern. Und Du darfst ein Leben führen, in dem es nicht nur um die Sucht eines anderen geht.

 

 

 

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